Wenn ihr über eure Hochzeit nachdenkt, kommt irgendwann der Punkt, an dem ihr euch fragt: Wollen wir „nur“ standesamtlich heiraten – oder auch noch kirchlich? Für viele Paare ist die kirchliche Trauung weit mehr als ein schöner Zusatz; sie gibt der Ehe eine spirituelle Bedeutung und symbolisiert vor Familien, Freunden und Gott, dass es euch ernst ist. In der Kirche zu heiraten hat etwas Feierliches, Symbolträchtiges – und allein das beeindruckende Ambiente eines historischen Kirchengebäudes, die Orgelmusik und der feierliche Einzug lassen diesen Moment unvergesslich werden.
Vielleicht spielt für euch auch der Glaube persönlich eine Rolle. Oder ihr habt einfach schon als Kind davon geträumt, einmal im weißen Kleid durch den Mittelgang zu schreiten. Beides ist völlig legitim. Was auch immer euer Beweggrund ist: Wichtig ist, dass ihr euch beide dahinter wiederfindet. Denn eine kirchliche Trauung ist keine Pflicht, sondern eine – wunderschöne – Entscheidung aus Überzeugung.
Bevor ihr euch Hals über Kopf in Kirchen-Deko und Orgelstücke stürzt, solltet ihr klären, unter welchen Bedingungen eine kirchliche Trauung für euch möglich ist. Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: In Deutschland erkennt der Staat nur die standesamtliche Trauung rechtlich an. Eine kirchliche Trauung ist also freiwillig und ergänzt die zivile Eheschließung.
Für eine evangelische Trauung genügt es in der Regel, wenn einer von euch Mitglied der evangelischen Kirche ist. Auch interkonfessionelle oder sogenannte „ökumenische“ Trauungen zwischen einem evangelischen und einem katholischen Partner sind möglich – mit Zustimmung beider Kirchen. Die katholische Kirche ist hier etwas strenger: Mindestens ein Partner muss katholisch sein, und oft wird von euch erwartet, dass beide zumindest getauft sind. In Einzelfällen sind Sondergenehmigungen möglich, aber das Gespräch mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin ist hier das A und O.
Plant also rechtzeitig ein erstes Gespräch mit dem zuständigen Geistlichen. Dieses sogenannte „Traugespräch“ dient nicht nur der Organisation – ihr bekommt auch Raum, eure Fragen zu stellen, Wünsche zu äußern und euch auszutauschen. Je nach Gemeinde kann es sein, dass ihr auch kirchliche Unterlagen vorlegen müsst – zum Beispiel einen Tauf- oder Konfirmationsschein. Auch das wird im Vorgespräch geklärt.
Viele haben von vornherein eine klare Vorstellung vom Ablauf einer kirchlichen Trauung – doch tatsächlich gibt es viel Gestaltungsspielraum. Natürlich gibt es in jeder Konfession eine liturgische Grundstruktur, aber innerhalb dieser könnt ihr den Tag absolut individuell gestalten.
Beginnen wir mit dem Einzug: Wollt ihr gemeinsam einziehen oder träumst du davon, vom Vater zum Altar geführt zu werden? Wem ihr eure Ringe übergeben wollt (Blumenkinder, Trauzeugen, Eltern) – oder ob ihr sie selbst mitbringt – bleibt euch überlassen. Auch bei der Musik gilt: Von traditionellen Kirchenliedern bis hin zu modernen Balladen live gesungen ist vieles möglich. Wichtig ist, die geplanten Lieder vorher mit der Kirche abzusprechen, vor allem wenn weltliche Stücke oder ein Musiker:innen-Team involviert ist.
Auch das Trauversprechen kann individuell angepasst werden. Während in der evangelischen Kirche Freiheiten größer sind, ist die katholische Kirche hier etwas formeller. In beiden Traditionen dürft ihr aber eigene Texte, Fürbitten oder symbolische Rituale (wie das Entzünden einer Hochzeitskerze) mit einbringen. Sehr viele Geistliche sind offen für kreative Ideen, sofern sie mit dem würdevollen Rahmen der Zeremonie vereinbar sind.
„Was passiert, wenn einer von uns aus der Kirche ausgetreten ist?“ – Diese Frage hören Pfarrer:innen häufig. Die gute Nachricht: In vielen Fällen ist eine kirchliche Eheschließung dennoch möglich – vor allem in der evangelischen Kirche. Wichtig ist ein offenes Gespräch. Viele Gemeinden legen mehr Wert auf die Ernsthaftigkeit eures Wunsches als auf formale Mitgliedschaften. Falls ihr beide nicht mehr in der Kirche seid, wird es allerdings schwieriger. Dann bleibt eventuell nur eine freie Trauung oder ein Segen außerhalb der Sakramente.
Auch das Thema Ökumene sorgt oft für Kopfzerbrechen: Wenn einer katholisch, der andere evangelisch ist, braucht ihr unter Umständen eine „Dispens“ – eine Sondererlaubnis der katholischen Kirche. Lasst euch davon aber nicht stressen. Viele Pfarrämter unterstützen euch aktiv und kümmern sich um die nötigen Formalitäten.
Und dann gibt’s natürlich auch die ganz praktischen Fragen: Was ziehen wir an? Gibt es Vorgaben zur Kleidung? In der Regel nicht – dennoch empfiehlt es sich, bei den verantwortlichen Geistlichen nachzufragen, wie offen oder traditionell die jeweilige Gemeinde ist. Wenn du zum Beispiel ein schulterfreies Kleid tragen möchtest, sprich das ruhig vorher an – vor allem bei katholischen Trauungen lohnt sich Fingerspitzengefühl. Das gilt übrigens auch für Foto- und Videoaufnahmen während der Zeremonie.
Grundsätzlich ist die kirchliche Trauung in der eigenen Gemeinde kostenlos – zumindest, wenn ihr Mitglied in der Kirche seid. Das bedeutet: Wenn ihr in eurer „Heimatkirche“ heiratet, fallen keine Gebühren für die Nutzung des Raums oder für den Geistlichen an. Doch wie immer gibt es Ausnahmen: Wenn ihr in einer anderen Kirche heiraten möchtet, zum Beispiel weil sie eine besondere Kulisse bietet, kann eine Nutzungsgebühr verlangt werden – das ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden.
Auch zusätzliche Leistungen wie Organist:innen, etwaige Sänger:innen oder Blumenschmuck schlagen mitunter zu Buche. Falls ihr eine Traukollekte für einen guten Zweck wollt (was oft empfohlen wird), bestimmt ihr selbst die Höhe. Manche Paare entscheiden sich auch für eine Spende an die Kirche als Dankeschön. Wichtig ist: Lasst euch im Vorfeld alles transparent erklären, damit keine überraschenden Kosten entstehen – mein Tipp: Führt eine kleine Übersicht mit allen geplanten Ausgaben rund um die Trauung. So behaltet ihr jederzeit den Überblick.
Einen Sonderfall stellen Trauungen außerhalb der eigenen Gemeinde dar – etwa, wenn ihr an einem Urlaubsort oder in einer historischen Kapelle heiraten wollt. In diesen Fällen lohnt sich frühe Planung und Kommunikation mit beiden Kirchen – sowohl der Heimatgemeinde als auch der Wunschkirche. Erkundigt euch dabei auch, ob ihr eine sogenannte Dimissoriale benötigt – das ist quasi eine Art Genehmigung eurer „Heimatkirche“ für eine Trauung in einer anderen Gemeinde.
Die kirchliche Trauung ist ein ganz besonderer Moment eures Hochzeitstages – voller Symbolik, Emotion und Bedeutung. Sie verleiht eurer Verbindung Tiefe und Spiritualität, selbst wenn der Glaube für euch im Alltag keine große Rolle spielt. Wichtig ist, dass ihr gemeinsam entscheidet, ob diese Form der Zeremonie zu euch als Paar passt – und dass ihr offen mit den Gemeinden und Geistlichen kommuniziert. Die meisten Fragezeichen lassen sich im persönlichen Gespräch schnell aus dem Weg räumen – und öffnen euch gleichzeitig Türen für ganz individuelle Gestaltungsideen.
Ob traditionell mit Bibeltexten und Orgelmusik oder modern mit Singer-Songwriter und persönlichen Worten – die kirchliche Trauung kann genau das ausdrücken, was ihr empfindet: Liebe, Vertrauen und den Wunsch, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Wenn ihr bereit seid, euch auf diesen Weg einzulassen, dann wird eure kirchliche Hochzeit nicht nur feierlich – sondern unvergesslich.